Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/370

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erbleicht? Fürchtet nichts, solche Dinge können nicht mehr vorkommen; er ist jetzt älter und frömmer; er betrinkt sich nicht mehr wie die Jungen; auch sagt man, daß er weniger Geld hat. Reichere Herren gibt’s in der Gegend. Beim Heraufkommen werdet Ihr die Villa des Herrn Catelli gesehen haben, die unterste, mit den Erdstufen und dem roten Hause. Er ist ein freigebiger Herr. Schon mehreren unserer Mädchen habe ich, indem ich sie zu ihm führte, eine gute Einnahme verschafft; und wenn Ihr wollt —“

„Nein.“ sagte Lola, „ich will nicht.“

„Natürlich. Ich vergaß: Ihr liebt zu sehr unsern Herrn.“

„Und ich bin seine Frau.“

Da die Alte ratlos zu ihr aufblinzelte:

„Ich bin die Contessa Pardi, und ich verzeihe Ihnen, daß sie mich nicht kannten.“

Sie wollte gehen, aber die Alte hing ihr an den Röcken; sie weinte:

„O Herrin, gute Herrin, übt Mitleid! Seht, ich arme Alte lebe in jenem Turm allein. Meine Söhne, die Eurem Gemahl dienten, sind nun alle gestorben, ich habe keine Zuflucht als diese. Meine Nudeln koche ich mir, spinne und sehe niemand. Was wußte ich? Übt Mitleid und verratet mich nicht unserm Herrn! Wohin mit mir, wenn er mich vertreibt?“

„Bleiben Sie, bitte, hier,“ sagte Lola, höflich und etwas verlegen, wie zu einer Dame, die sich wegen einer Taktlosigkeit entschuldigte. „Ihre Erzählung war sehr unterhaltend.“

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