Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/317

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„Im Ernst? … Ich will aufrichtig sein. Die Gräfin hat mich beauftragt, zu machen, daß Sie beide sich kennen lernen.“

„Mich verlangt nicht nach der Bekanntschaft.“

„O! Sie sind nicht eifersüchtig. Sie sind ein bewundernswertes Geschöpf, in das auch ein ernster Mann sich verlieben könnte. Unglaublich, wie viel Seele in den Augen dieses Mädchens ist…“

Lola dachte: „Für alles andere habe ich Blick, nur nicht für Liebessachen … Jetzt begrüßen sie sich: ja, es ist wahr. Daß ich das nicht früher gesehen habe! Und doch war sie mir unsympathisch vom ersten Augenblick, und ich habe mich ihretwegen mit ihm gestritten! Also hat er eine Geliebte: hier gleich neben mir, die er doch behandelt, als ob ich ihm gehörte…“

Gegen die Liebe in ihr vermochte das alles nichts; nur die Last dieser Liebe konnte es vermehren. Ihr Wachstum war nicht mehr aufzuhalten. Kein Tag, der ihr nicht Nahrung gab. Noch mit der Verachtung des Geliebten nährte sie sich!

Und ihr Dasein glich jetzt ganz jenem Spaziergang, die letzte Nacht in Deutschland, als sie in die Luft schlug, aus blinder Angst vor seiner Berührung. Immer war sie in Angst, sich zu verraten: mochten ihre Worte noch so gehalten sein, sich mit Blicken zu verraten, wie die Bernabei, mit einer Betonung, die ihr, sie merkte es, ausglitt, mit einer Bewegung, die entschlüpfte. Stand ihr nicht der Traum der vergangenen Nacht noch in den Augen, als sie sich, einen steilen Weg hinab, fest auf ihn gestützt und sich abgespannt und

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