Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/308

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„Genug,“ folgerte Botta, „wir haben die Pflicht, die Frauen vor sich selbst zu schützen.“

Lola hätte gern erwidert: „Und wie schützt ihr sie jetzt? Indem ihr möglichst viele von ihnen zum Ehebruch verführt?“ Aber Pardi kam über den Sand herbei.

„Und Sie? Sie sind natürlich für die Scheidung?“ fragte Lola ihn. Er antwortete:

„Ich bin der unversöhnliche Gegner jeder Regierung, die sie uns aufzwingen will!“

Cavà bedeutete Lola mit einem Blick, daß sie auf ihn sich verlassen könne.

„Warum soll unser Land das letzte von allen sein?“ rief er hell. „Die Amerikanerinnen sind meistens geschieden, und sie sind reizend…“

Botta unterbrach.

„Der Fortschritt! Das ist euer Wort. Wenn es nun aber bewiesen ist, daß die Scheidung geschichtlich und etnographisch eine tiefstehende Einrichtung ist und sich in direkter Verbindung mit allen Entartungserscheinungen der menschlichen Psyche befindet, als da sind Verbrechen, Selbstmord, Wahnsinn und — noch mit einer, die ich vor Damen nicht nennen kann?“

„Gut, Advokat,“ sagte Nutini. Cavà behauptete frisch:

„Die Ehe ist das Grab der Liebe!“

Seine drei Widersacher fielen zugleich über ihn her. Pardi verschränkte die Arme und wartete. Als er sprechen konnte:

„Die Ehe ist das Grab der Liebe, wenn man von Liebe einen falschen Begriff hat, wenn man für

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