Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/306

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.

wältigender deuchte ihr das Unrecht, das sie von Mai erfuhr. „Als ich sie damals für gefallen hielt, war’s weniger schlimm. Es war wirr wie ein Weltuntergang; es peinigte nicht, denn alles war auf einmal aus; — und es war eigentlich nur, weil ich Romane gelesen hatte. Ich wußte nichts, ich stand draußen. Jetzt sehe ich von innen, wie alles geschieht. Ich liebe einen der Männer, mit dem sie kokettiert: denn so würde sie es nennen, und doch ist es entsetzlicher, als wenn sie ihn mir einfach wegnähme. Dann würde ich mich vielleicht töten! So aber äfft sie, mit allen und ihm, die Liebe nach, die ich fühle, zeigt mir, namenlos verzerrt, was eine Frau ist, macht mir Grauen, daß ich eine bin. Ich liebe einen, mit dem meine Mutter solche Blicke wechselt! Bin ich nicht beschimpft und ganz beschmutzt durch das, was ich in mir trage? Ich will nicht Frau sein! Ich will nicht lieben!“

Sie machte sich jungfräulich steif, hörte von den Reden weg, die auf allen Wegen zur Liebe glitten, und verlangte, daß man in ihrem Dabeisein von ernsten Dingen spreche.

„Ich begreife nicht, daß man hier in einer Gesellschaft von Männern und Frauen sich immer nur miteinander, nie mit unpersönlichen Fragen beschäftigen kann.“

„Ja, Sie sind eine Amerikanerin,“ sagte Cavà … Lola sah von allen Seiten Komplimente für die Amerikanerinnen kommen, fiel nervös ein und erklärte die Stellung der Frau in Italien für unwürdig und vollkommen veraltet.

298