Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/274

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.

Straße war von Hitze wie verzaubert. Unter dem alten Urturm hatte ein kleines, von Zeltdächern beschirmtes Marktgedränge etwas künstlich Aufgewecktes: als würden diese paar munteren Wesen dem ungeheuren Druck der leeren, heißen Stadt auf einmal nicht mehr widerstehen können, sich aneinander lehnen und einschlafen. Am Ende der nächsten Gasse galt es, sich in einen Platz zu stürzen, über dem das Licht wogte und blendete, wie auf einem Meer. Dort weit hinten, am schmalen Schattenufer von kaum durchdringlicher Schwärze, begegneten zwei schwarze Gestalten sich, neigten mit groteskem Ruck die großen Priesterhüte gegeneinander, — und plötzlich klappte die Matratze der Domtür über ihnen zu.

Lola eilte mit angehaltenem Atem durch die Sonne. Ein Arkadenhof nahm sie auf, überlieferte sie einem zweiten mit einer feurig geschweiften Kirchenfassade, — und dann fand sie sich in einem, um den die Säulen zerbrechlicher tänzelten und, wie unter Komplimenten, zu einem kleinen gezierten Theater geleiteten, das geborsten, bemoost, mit Schutt auf seinen rosigen Marmorschwellen, noch zu lächeln schien, galant und schmerzlich, wie ein Rokokogesicht, worauf die Schminke eintrocknet in Staub. Gras wuchs aus den feinen Fliesen; darüber flimmerte die Luft; und ging man, wandte man rasch noch den Kopf nach einem gespenstischen Kichern und Fächerschlagen … Da starrte aber, im nächsten Hof, eine riesige dunkle Burg einen an. Hinter ihrem Tor setzte eine graue Brücke ein, um, ein endloser Trauermarsch, durch Sümpfe zu ziehen.

266