Page:H.M. Zwischen den Rassen.djvu/147

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Jahre geweihter Brauch, dem sich zu entziehen er selbst am unpassendsten gefunden hätte.

Das Lorgnon der Dame zielte unbewegt in dieselbe Richtung. Nun aber folgte Mai ihm; und Mai begann, die Hand an der Wange, kleine entsetzte Schreie auszustoßen. Gugigl, seine Frau und die Baroneß Utting liefen herbei:

„Ja, was gibt’s? Der Schuster? Aber ihr seht doch, daß es ihm selber Spaß macht. Seid ihr zartbesaitet!“

„Mir san derbes Volk,“ erklärte die Baroneß.

Mai schrie auf: wieder war dem Schuster eine Faust auf die blutige Nase gefallen; und Mai beruhigte sich nicht mehr, hörte auf kein Zureden, verfiel, außer sich, in ihre heimische Sprache und wiederholte ihre Meinung den um sie her feixenden Bauern auf französisch. Dies alles sei abscheulich roh; sie sollten nicht trinken: nur die Neger tränken; sie sollten einander wie Menschen behandeln.

„Sei still, Mai,“ bat Lola, leise vor Scham. Ihr war, als trage sie ein Stück Verantwortlichkeit für dies Volk, das Pais Sprache hatte, und zu dem sie Mai hergeführt hatte wie zu den Ihren.

Aber Mai drang, erbittert durch die Grimassen, denen sie begegnete, auf Gugigl ein. Ob er meine, sie kenne so etwas nicht. Auch zu Hause die Neger begängen ihre Feste, tanzten — nicht häßlicher als diese hier — betränken sich, schlügen einander blutig. Aber man gittere sie ein, stelle Wachen herum, und kein anständiger Mensch sehe den schmutzigen Dingen zu.

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