Page:H.M. Venus.djvu/98

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ist eine gläubige Natur, er kniet gern vor solchen einfachen Gottheiten, wie du eine bist.“

Melek gewährte ohne Verständnis ihre Hand. Rustschuk klebte seine gefräßigen Lippen darauf.

„Auch die ist meine Frau,“ erklärte zwinkernd der Pascha. „Begehrst du sie etwa? Du sollst sie haben. Schulde ich dir doch alles. Gieb mir nur eine halbe Million, und du hast sie schon. Was könnte ich dir denn abschlagen. Meine eigene Frau, du darfst für eine arme halbe Million mit ihr thun was du magst: aber nur das, du verstehst. Dann giebst du sie mir zurück, sie würde sonst unglücklich werden, sie hängt sehr an mir … Sage, bist du einverstanden?“

„Wie sollte er’s nicht sein?“ meinte die Herzogin. „Er konnte sich zwar leicht beherrschen, aber er ist so reich. Wozu sich und andern eine Freude versagen.“

Darauf ging sie, um zu tanzen, und lachte dabei noch lange mit offenen, feuchten Lippen und das Lorgnon an den Augen.

Rustschuk, fahl, betupfte sich mit seinem duftenden Tuch.

„Bin ich dumm,“ murmelte er. „In meiner gefährlichen Haut begeht man keine solchen Dummheiten. Aber heute nacht verlieren alle den Verstand, und sogar ich. Es ist nichts daran zu ändern, und an allem ist diese Herzogin schuld!“

Er überzeugte sich mit schlechtem Gewissen, daß sie weit entfernt sich umherdrehe.

„Aber eine halbe Million! Ich sollte Prügel haben!“

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