Page:H.M. Venus.djvu/65

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stoßen Sie sie mit dem Fuß, Saverio? Lassen Sie das Volk! … Welch ein Durchblick auf Treppen die in der Höhe sich kreuzen, auf Altane, von Säulengängen gestützt! Hat das einen Sinn? Oder ist es die Laune unbeschäftigter Herren? … Nein, es hat einen Sinn: sehen Sie, wie plötzlich alles sich füllt! Sie überstürzen sich, sie rutschen die Geländer herab, alle stecken in goldbraunen Livreen. Wir müssen sehr reich sein!

„Hier oben — ich erhole mich noch kaum, bedenken Sie, daß ich lange Wochen tief im Lande versteckt war — hier sieht man auf weiten, polierten Böden zwischen hohen, weißgoldenen Thüren nichts als Stuck und Gold, blaue Porzellanvasen, eingelegte Tische, Deckengemälde: wie groß und nichtig! Werfen wir uns in die Brust bis es fchmerzt! Die Herren, die es hier vor uns thaten, waren vermutlich gerade so stinke, spatzhafte Tierchen wie ihr Volk und haben sich über das Fürstentum lustig gemacht. Darum in allem diese lächerliche Überlebensgröße: ich fange an dafür zu schwärmen. Oh! Das ist unser Schlafgemach, mein Lieber? Es ist weitläufig wie ein Schlachtfeld! Rote Seide und Gold, und über dem Bett wird Hagar vertrieben. Und die Wappcnblume blüht sogar noch auf der Thür des Nachtkastens!“

Sie lag auf einem steifen Sofa und lachte. Don Saverio kniete, um etwas zu thun, anbetend vor ihr.

„Ich denke nämlich an gewiffe einfenstrige Zimmerchen, die ich in Venedig bewohnte. Im Marmorrahmen

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