Page:H.M. Venus.djvu/53

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Die Berge zergingen in Duft, die Schiffe durchträumten ihn, die Vögel waren silbern darin verstrickt. Sie hatte gebadet; er breitete über sie eine Decke roter Blüten. Er stand unter ihrem Felsen, mit dem Munde dicht bei ihrem, und sang eine Melodie, die von oben nach unten schwankte, versagend sich in drei traurigen Tönen verfing und belastet war mit der Schwermut einer immerwährenden Glückseligkeit.

„Dich friert?“ fragte sie. „Es kommt nun wohl der Winter … Wie bist du denn blaß? Sage einmal, bist du zuweilen glücklich?“

„Niemals,“ antwortete er schwach. „Sie lieben mich ja alle.“

„Und du?“

„Wenn ich dich liebte?“ sagte er, wie zu sich selbst. „Ob das wohl thäte? Wäre ich glücklich?“ Sie legte ihre Lippen auf seine, sie zog ihn in ihre Arme, gütig und weich. Er ließ es nur geschehen, und er zitterte. Sie spürte selber, mitten im zu warmen, nackten Dasein einen Kälteschauer, und den Hauch der Zerstörung in der Fülle der Wollust.

∗             ∗

Sie schlief noch; Fatme stürmte herein und weckte sie, mit Weinen.

„Der arme Kleine, nun ist er tot!“

„Schon tot?“

„Sie haben ihn alle geliebt, bis er gestorben ist.“

Die dicke Frau riß an ihrem Haar, preßte sich die Arme und verdrehte die Augen.

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