Page:H.M. Venus.djvu/49

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merei so vieler Jahre, von ihren unsäglichen Erhabenheiten, ihren Leidenschaften die bitter endeten, und von allem, was weit fort von der Natur war. Nun bleibe ich still ins Gras gebettet und wünschte bloß, es wüchse ganz über mich hin, und ich fühlte schon, versunken, in meiner Brust den Saft dieser Scholle kreisen.“

Dann kehrten sie heim, Seite an Seite, die Herzogin und der Bauer, durch die ergrauende Ebene. Das Abendrot drängte rauchig sich hervor aus Schleiern. Oben zerfloß und zertropfte eine purpurne Wolke. Eine Angst vor der Nacht überschauerte das Land. Die Ölbäume stürzten mit verzerrten Schattenmienen nach vorn; sie flohen, die Kronen zurückgeworfen, wie graues Haar: — aber Sturz und Flucht waren gefeffelt. Und nun wob weites, feinohriges Dunkel den Wanderer ein. Es hob ihn, es machte ihn leichter von Gedanken und Gefühlen. Sie beschritten die lange Dorfstraße. Düstere Gehöfte fchoben dahinten sich links und rechts in die Äcker. Dazwischen rötete den Weg ein verheißungsvolles Licht, einsam, im weiten Land verloren. Sie betraten es endlich, geblendet, müde, glücklich.

Und es fuhr wieder ein Morgenwind in ihr Fenster, eine Sichel klang, und golden wie volle Ähren, rauschte ein neuer Tag.

Sie badete mit Melek, in einem Teich am Berge. Ein Quell sprudelte herab, und darunter, inmitten von Lotosblättern, stand Melek, grellweiß vor dunkeln Büschen. Rinnsale liefen ihr von den Schultern und über die ausladende Hüfte: ihren Haaren entwand sie

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