Page:H.M. Venus.djvu/327

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der auf seinem Nacken ritt, ihn umwarf, ihn würgte und stach. Am Morgen fand man ihn beraubt und halbtot irgendwo in der Gosse.“

Sie ließ sich Papier und Feder geben und schrieb, auf Prospers Arm gestützt.

„Siehst du, nun treffen wir uns beim Sterben. Ich weiß, ich werde als letztes Bild vor dir stehen, so wie mein letzter Blick auf dich gerichtet sein wird. So sieht das nächste Mal aus, an das du glaubtest — und wir wollen glücklich sein. Sei ganz sicher, daß ich nie jemand geliebt habe als dich!“

„Das muß gleich aufs Telegraphenamt getragen werden.“

Der Jäger lieferte die Depesche am jenseitigen Ausgang einem Lakaien ab. Dann stellte er Jakobus’ Bild vor sie hin. Sie ließ ihn alle Flammen aufdrehen. Große Büschel elektrischen Lichts vergewaltigten hart die Dämmerung. Der kalte Prunk des Saales blitzte auf. Und in der weißen Helle sah die Herzogin in das plötzlich entschleierte Gesicht ihrer letzten Verwandlung.

Sie stand im hohen Kahn auf dem Nebelmeer, die Brust stach unter dem fahl gleißenden Panzer, schwarzes Haar am Rande des Helmes, der matt heraus schien aus Wolken, und die müde, blasse Hand auf den Schwertknauf gestreckt. Sie war die Jungfrau, die von allen Gewalten des heißen Lebens verwüstet, im Glanze einer andern, unangreifbaren Reinheit von dannen fuhr.

Ihr Maler hatte mehr gemalt als ihr Sein,

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