Page:H.M. Venus.djvu/326

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sonnenen Daseins war, für die kommende halbe Stunde zu ersparen. Nachher, das fühlte sie voraus, kam das plötzliche Versinken … Und es gab noch zu thun.

„Gieb her, Prosper.“

Der Jäger reichte ihr den Teller mit Briefen. Jakobus meldete ihr ohne weiteres die Absendung ihres Bildes.

Ginn schrieb von Genua aus dem Hospital. Sie sterbe mit ihr. „Nino geht uns voran. Ich bin herbeigeeilt, um, selber verurteilt, seinen letzten Atem mit meinen Lippen zu empfangen. Könnte ich sie auf die Ihrigen legen!

„Jenes Bild behält recht: er geht uns Frauen mit seiner Ampel voran. Ich habe geglaubt, er leuchte uns in die Gefilde der Kunst; nein, der Garten wohin wir ihm folgen, gehört dem Tode. Aber wir folgen ihm!.. Gönnen Sie ihm zwei Worte, die ihm Mut machen!“

„Der Herr von Siebelind,“ sagte Prosper, „bittet die Frau Herzogin, diesen Zettel zu lesen; es sei wichtig.“

Siebelind schrieb:

„Ich muß Ihnen ein letztes Unheil schicken; mein Gewissen will es. Ich darf Sie nicht fchonen. Sie sollen die Rechtfertigung des Leidens ganz haben, und die Schönheit, ganz geschlagen zu sein.

„Er ist in Genua in einem verrufenen Hause umgekommen. Er ging die dunkle Treppe hinunter, und von den Balken darüber fiel ihm ein Körper auf die Schultern: ein kleiner, arg verwachsener Mensch,

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