Page:H.M. Venus.djvu/270

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Sie ging zurück über den Mosaikboden mit Vögeln auf kreisenden Ringen, mit Masken, Fischen — rätselhaften Zeichen, die Wahrheiten gewesen waren in den Köpfen ihrer Väter. In ihren Köpfen hatten die Löwen am Portal gelebt, gleich verwandelten Menschen.

Sie erstieg zwischen Cacteen den Berg. Zackige Mauern bändigten die schwarzen Massen der Gärten. Tief darin schrieen die kreidigen Flecken der Villen. Sie ließ versunkene Kapellen zurück; eine Kuppel mit klaffenden Sprüngen; leere Bögen, in denen der Sonnenuntergang erblindete. Drunten dämmerte die Stadt.

Die Ackerterrassen um die Burg waren schattenbraun. Die Bauern schliefen schon; ein Hund schlug an und beruhigte sich.

Sie ging an Brücke und Thor vorbei, die Außenseite der langen Mauern hinab. Sie lehnte sich in eine Bresche und sah hinauf. Dort hinter der gefchwärzten Fensterluke stand er wohl, und der Fürst stellte ihm das goldene Banner in die Hand. Sie hörte klirrende Schritte, unregelmäßig auf verfallenen Stufen, — und er betrat den Hof. Er war in einem Wanken Panzer aus Silber, mit Olivenzweigen über der Stirn, um die großen blonden Locken, die sich aufwärts bogen; und er hatte kurze rote Lippen.

Sie lehnte in der ansgezahnten Bresche, ihr schwarzer Umriß zerfloß ins Dunkel, ihr weißes Gesicht ruhte fchräge darin. Mit einem schrägen Blick, mit einer schluchzenden Lockung, betrachtete sie ihn. Er sah geradeaus, fest und sanft, in ihr Auge. Er

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