Page:H.M. Venus.djvu/264

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Aber die eigene Härte schmerzte sie, wie ein Überfall ihrer Krankheit.

Sie hielt diese Nacht den Stab mit dem Weinlaub sehr hoch. Zum ersten Male schrillte durch eine ihrer Orgien ein Ton wie von Verzweiflung. Den armen Rustschuk reizte und enttäuschte die Herzogin so lange, bis sein Gesicht blaurot und seine Zunge seltsam schwer ward. Dann stieß sie ihn zu Lilian, die Geld brauchte, auf das Ruhebett, mit der herrschen Geste von Venus, als sie Helena und Paris zusammentrieb. Man behauptete, der Minister habe diesmal einen richtigen Schlaganfall erlitten. Draußen heulte noch der Aufruhr um Jean Guignols Leiche: und aus der Mitte ihrer Gäste traf sie feindseliges Gemurmel.

Sie fuhr aus. Sie erschien im Theater San Carlo und bot sich der Wut dar, die zu ihr emporbrach, bei offener Scene. Eine Garde von Anbetern um jeden Preis, zusammengewürfelt aus Herren mit Gardenien und aus Zerlumpten, verteidigte die Thür ihrer Loge. Sie sah in den Saal hinunter, der in Krämpfen lag, auf die Galerie hinauf, die Fäuste schwenkte, und sie erkannte das Volk wieder, das in Zara ihren Wagen umtobt hatte, weil sie einen Mörder entschuldigte. Sie meinte, jener Alte tanze aufs neue an der Hafenbucht umher, weil sie ein Ruder ergriff. Und die unmenschliche Mundhöhle des römischen Zeitungsausrufers schien sich, ihr gerade gegenüber, noch einmal aufzuthun, angefüllt mit Geifer, mit verdorbenem Atem, mit Sterbelauten, und ihr, frohlockend

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