Page:H.M. Venus.djvu/255

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zige ist — die, in der ich der Reihe nach alles wieder gefunden hätte, was in der Jugend so zauberhaft hell war, und was mir verloren ging. In der ich Jüngling, Mann und Greis zugleich gewesen wäre. In der ich alles was mir beschieden ist, doppelt gefühlt haben würde.“

Sie dachte:

„Und als wir das erste Mal miteinander sprachen, und du es entsetzlich fandest, dich nach mir zu sehnen, da dehnte ich mich vor Verlangen nach dir! Ich hätte damals ernsten, zärtlichen Worten lauschen mögen, einem Knieenden die Hände um das Gesicht legen und mich anbeten lassen. Es ist sehr lange her, du verstandest mich damals gar nicht.“ Sie besann sich, ob sie sprechen solle. Ein Mitleid, von weit her, ließ sie schweigen. Er öffnete endlich die Augen, und plötzlich bestürmte sie das ganze Rot des Gartens. Es tobte wie in Fieberschweiß gegen die Umfriedung. Es zuckte zwischen den unerbittlichen Armen zweier starrer Cypressen. Dahinter blendete das Meer, leer von Segeln.

„Zu spät gekommen,“ murmelte Jean Guignol. „Das erste Mal hatte sie zu viel zu erleben. Und jetzt ist nichts mehr übrig.“

Er stützte sich auf die Brustwehr, schwindelnd. Er meinte etwas erkannt zu haben, was nicht ins Leben gehörte, was sich mit der Thatsache des Daseins nicht vertrug.

„Es ist schon vorüber, aber einen Atemzug lang

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