Page:H.M. Venus.djvu/19

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Schlachten. Die Herzogin fand auf kurze Stunden dorthin zurück, wo sie vor zehn Jahren geträumt hatte und gejagt. Sie sah sich galoppieren, den rotbefrackten Reitern voraus, dahin über das verbrannte Gras, zwischen Gräbern am Feldrain und durch des Aquädukts zerrissene Bögen. Büffel mit geschweiften Hörnern versperrten, kauend hingewälzt, die Wege. An dürftigen Böschungen knabberten Ziegen. Schafherden, weiß und schwarz gesprenkelt, verschwanden in Hügelfalten, dahinten, unter dem platten Felsen mit cyklopifchen Mauern und barocken Kirchen. Epheu zerspaltete die Türme … Sie sah hinüber, wo der Abend den Himmel färbte wie mit Heldenblut. Eine Kuppel, einsam heraufgewachsen hinter dem Horizont, wölbte sich, düster wuchtend, über der Ebene: Rom.

Sie übernachtete und fuhr weiter. Einmal, um Mittag, als der Zug anhielt, machte ein schwüler Wind sie aufseufzen. Es war als küßte er sie auf die Augen, die sie schließen mußte. Es war als belegte er die Erde mit üppigen Polstern und lud sie darauf ein. Sie stieg aus und fuhr in einem rasselnden kleinen Wagen über Stock und Stein, unter Obstbäumen, zwischen Ziegenherden hindurch und großen Truthähnen, und vorbei an Weibern, bronzefarbenen, gelassen blickenden in grünem Rock und rotem Mieder, die auf dem dick und weiß bedeckten Kopf, hoch und schaukelnd, im edlen Schritt von Kanephoren, die kupferne Conca trugen. Der Wein überrankte breite Kronen. Sie war berauscht, sie wußte nicht wovon. In Pflanzen, Tieren, Menschen hörte sie es schwellen

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