Page:H.M. Venus.djvu/172

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spülte seine Blätter, ränderte die Cypressen, durchwühlte mit düster glühenden Schlacken den grünen Brunnen, an dessen Rande der Dichter die Arme reckte.

Am Strande und das Meer umarmend stand eine Reihe sehr alter Cypressen, und über ihnen war es, auf hohem Vorgebirge, wo der Tempel schimmerte: der weiße Tempel, in den Jean Guignol seine Sehnsucht eintreten ließ, zwischen dessen rosig, gleich Muscheln überhauchten Säulen seine Verse, von begehrlichen Lippen entsandt, umherirrten, suchend nach etwas Wunderbarem, nach der Einen, aus der sie geboren waren, für die sie lebten und die sie nicht kannten. Er betete zu ihr und um sie. Er zeigte ihr den feuchten Thon und sagte, diese Erde warte auf jede ihrer Launen und auf alle ihre Fleifchfalten. Er sprach ein paar sehr cynische Verse, schallend, voll Überzeugung. Man fing an ihm zuzuhören, einige Gespräche verstummten, die wundervolle Contessa Paradisi seufzte … Da schwieg Jean Guignol.

Hinter dem Vorhang von Cypressen wehte manchmal etwas Leichtes vorüber, wie blaue Schleier oder weiße Tanzfühe. Auf einmal lugte zwischen zwei Stämmen ein Faun hervor, gelb behaart, helläugig. Er stellte seine eckigen Bocksbeine behutsam ins hohe Gras. Im Vorbeigehen brach er eine Rose und nahm sie zwischen die Lippen. Vor dem Dichter blieb er stehen und feixte; Jean Guignol mochte ihn nur fragen, was er wolle und was er bedeute. Hinter ihm zeigte sich schon ein alter Centaur: er hinkte, es verfolgten ihn Bienen, die er beraubt hatte. Er bat Jean Guignol, ihn zu befreien. Zum Dank zeigte er ihm

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