Page:H.M. Venus.djvu/138

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„Du scheinst gar keine Furcht mehr zu haben,“ äußerte er schließlich, gekränkt.

„Du langweilst mich einfach.“

„Aber die Prokura! … Nun gut, ich gebe dir zwei Tage Zeit.“

„Du, mir!“ sagte sie, nachdenklich, hinter ihm her. Sie mußte sich besinnen, mit welchem Necht er sich eigentlich so wichtig gebärde.

Tags darauf war sie stürmisch, begehrlich, zerstörerisch. Nach einer Stunde gab er sich besiegt. Inmitten ihres Triumphes sah sie sich um.

„Was habe ich dir bei unserem Einzüge gesagt? Unser weitläufiges Schlafgemach erinnere an ein Schlachtfeld! Habe ich gut prophezeit?…“

Sie entfesselte ihn aufs neue. Er lag endlich zerbrochen, keuchend, mit geschwollenen Augenlidern. Sie beugte sich über ihn.

„Willst du die Prokura? Ich gebe sie dir, mein Geliebter.“

„Was thäte ich damit?“ flüsterte er versagend. Sie genoß dieses Wort minutenlang. Dann sagte sie sanft: „Schau einmal, über unserm Bett wird Hagar vertrieben. Es ist die Prokura, sie weint, du jagst sie in die Wüste.“

Er schlief lange. Nach dem Diner, als sie Cigaretten rauchte, geschnittene Steine betrachtete und einer Jünglingsstimme zuhörte die drunten sang, stürzte er herein, halb angekleidet.

„Eben fällt es mir wieder ein. Du hast mir die Prokura versprochen. Da, das Papier.“

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