Page:H.M. Venus.djvu/129

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„Mein Puls geht in diesem Augenblick zu rasch,“ erklärte sie, und spielte mit der kleinen Kugel aus Jaspis, verschlossen mit goldenem Bügel, die der Prinz ihr hinschob, so oft er die Prokura erwähnte.

„Ein wenig Fieber habe ich möglichenfalls. Meine Hand ist nicht ganz sicher. Vielleicht ließe sie diese Tintenkugel, die sich immerhin öffnen könnte, auf Ihr schönes Hemd fallen. Wie schade wäre es!“

Der Greis machte einen Sprung.

„Das Fieber ist festgestellt bei Ihrer Hoheit,“ plapperte er, „Ihre Hoheit haben eine vollkommene Ruhe nötig. Schatten, verschlossene Fenster…“

„Höre zu, meine Liebe,“ sagte der Prinz. „Ich selber merke mir jedes Wort.“

„Keine Ausfahrten, keine Besuche, mit einem Wort, eine versperrte Hausthür,“ versetzte der Doktor.

„Eine versperrte Hausthür,“ wiederholte Don Saverio. „Das ist wohl das Wesentliche.“

„Es scheint mir auch,“ meinte sie, überrascht und belebt. Es geschahen ja Abenteuer.

Ihr Geliebter und der Arzt zogen sich auf den Fußspitzen zurück. Von Stund an schlich die Dienerschaft unhörbar durch Gänge und Gemächer. Die Herzogin lauschte manchmal, ein wenig beängstigt. Nichts war mehr zu hören von dem närrischen Wirrwarr der redenden Tiere, die sangen, die Treppengeländer hinabtollten, logen, wedelten, und einander äffisch an den Schwänzen hingen. Sie sah nichts von ihnen, als hier und da an einer dunkeln Wand entlang eine zage Gestalt, die zusammenschrak wenn man

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