Page:H.M. Venus.djvu/100

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ab. Es ward noch ein wenig heißer zwischen den Paaren. Hier und dort zischte eine Feindseligkeit auf.

Vinon Cucuru ließ sich hinter Lorbeergebüsch von dem schönen Marchese Trontola den Nacken küssen. Ihre Schwester Lilian bog im Vorbeigehen die Zweige weg und sagte:

„Legen Sie sich keinen Zwang auf, Felice, — meinetwegen nicht. Was Sie dieser Dame thun, zählt nicht.“

„Warum nicht?“ fragte Vinon, unschuldig.

„Weil es dieser Dame zu viele thun.“

„Ich glaube wirklich, Marquis, sie ist eifersüchtig … Übrigens haben wir uns noch nicht begrüßt. Gieb mir die Hand.“

Lilian ließ die Zweige zurückfallen.

„Da fehen Sie’s, Trontola. Ist es nicht traurig, wenn Schwestern sich nicht einmal mehr grüßen? Man kann sich hassen — dagegen sage ich nichts, aber man sollte sich doch grüßen. Übrigens hasse ich Lilian nicht, sie besitzt ja keine Überlegenheit…“

Lilian stand auf einmal hinter dem Gebüsch, bei den beiden andern.

„Keine Überlegenheit? Mein ist die Überlegenheit, die das gute Gewissen gewährt.“

„Das ist einmal etwas Schönes.“

Die Schwestern maßen einander. Lilian stand aufrecht in ihrer metallen blitzenden Schleppe wie in einem Fluß von Dolchen. Vinon ruhte, rotseiden und weich, unter Spitzen die Brüste dargeboten und das Gesicht in milchigen Glanz getaucht wie ein Opal.

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