„Herr Graf, geben Sie mir was zu trinken, oder ich fall’ um.“
„Er steht selbst nicht sicher,“ bemerkte Lohmann. „Er sieht ja aus wie der besoffene Mond.“
Ertzum keuchte, als ob die ganze Zeit nur er das Mädchen herumgedreht hätte. Er senkte eine Flasche, die ihm in der Hand zitterte, und aus der nur noch ein Rest floß. Darauf sah er Rosa ratlos an. Sie lachte. Die dicke Frau sagte:
„Ihr Herr Lehrer hat, scheint’s, ’n guten Zug.“
Ertzum begriff; ein Schwindeln ging sichtbar durch seine Augen. Er erfaßte plötzlich die leere Flasche am Hals, wie eine Keule.
„Nanu,“ machte Rosa. Und nach einem Augenblick, während dessen sie ihn beurteilt hatte:
„Mein Taschentuch liegt unterm Tisch. Holen Sie’s mal ’raus, ja?“
Ertzum bückte sich, steckte den Kopf unter den Tisch, wollte hingreifen. Aber seine Knie bogen sich; er kroch, und das Mädchen sah ihm zu, auf das Tuch los, nahm es mit den Zähnen vom Boden, kehrte auf den Händen unter den Tischrand zurück. Da blieb er und hielt die Augen geschlossen, erschlafft von dem fettigen, fad parfümierten Geschmack des grauweißen Fetzens, worin Schminke abgewischt war. So stand nun, gleich vor seinen geschlossenen Lidern und unerreichbar, das Weib, von dem er Tag und Nacht träumte, an das er glaubte, für das er sein Leben gelassen hätte! Und weil sie arm war und er sie noch nicht zu sich emporziehen durfte, mußte sie ihre