Page:H.M. Professor Unrat.djvu/245

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weinte noch heftiger, weil er so schrecklich milde war, und ihre faule Ausrede einsteckte.

Tagsüber blieben sie eingeschlossen; und die Künstlerin Fröhlich, träge und ungeschickt bei allem was sie anfaßte, hatte große, mit weichen, süßen, sich dehnenden Erinnerungen angefüllte Blicke, von denen Unrat schamhaft wegsah. Gegen Abend kamen einige von ihren Leuten und fragten, ob sie die Neuigkeit wüßten. Woher denn, sie seien nicht ausgegangen.

„Richters Verlobung ist auseinander.“

Die Künstlerin Fröhlich sprang sofort mit dem Blick zu Unrat.

„Der Mann ist hin,“ hieß es weiter. „Er ist über und über kompromittiert. Was die Familie seiner Exbraut ist, da kann er sich drauf verlassen, daß die ihn aus seiner Stellung weggrault. Die will ihn in der Stadt nicht mehr haben, weil es für sie ’ne Blamage wäre. Er kann zusehen, wo er bleibt.“

Die Künstlerin Fröhlich sah Unrat sich rosig überziehn und wieder erblassen, sie sah ihn von einem Fuß auf den andern treten, die Finger ineinander schlingen und wieder trennen; sie sah ihn in die Luft schnappen, als schnappte er die Süßigkeit der gesprochenen Worte heraus, als schnappte er Glück heraus. Er genoß, und er quälte sich dabei. Diesmal mußte er seinen Triumph bezahlen; sie las ihm, mit schlechtem Gewissen, die Gefühle vom Gesicht, womit er ihn bezahlte.

Schließlich ging er hinaus, und sie erfand einen Vorwand, um die Gäste allein zu lassen.

„Du freust Dich woll?“ sagte sie draußen mit

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