Page:H.M. Professor Unrat.djvu/191

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Alles blickte auf Unrat, der zerstört aussah, und dessen Kiefer klappten.

„War die Dame dabei?“ fragte einer der Richter überrascht und im Tone rein menschlicher Neugier die beiden andern Angeklagten. Sie hoben die Schultern. Aber Unrat brachte hervor, fast erstickt:

„Das ist Ihr Ende, Sie Elender! Rechnen Sie sich — immer mal wieder — zu den Toten!“

„Wer ist denn die Dame?“ fragte der Staatsanwaltssubstitut, der Form wegen. Denn jeder Anwesende wußte von ihr und Unrat.

„Herr Professor Raat wird uns Auskunft erteilen können,“ vermutete der Vorsitzende. Unrat gab nur an, sie sei eine Künstlerin. Darauf beantragte der Substitut die sofortige Vorladung der betreffenden Frauensperson, da ein Interesse bestehe, zu ermitteln, inwiefern sie als intellektuelle Urheberin des fraglichen Delikts, für dasselbe mitverantwortlich zu machen sei. Der Gerichtshof beschloß demgemäß, und der Gerichtsdiener ward auf den Weg geschickt.

Inzwischen begutachtete der junge Rechtsanwalt, der Lohmann und von Ertzum zu verteidigen hatte, schweigend Unrats Gemütszustand. Er kam zu dem Ergebnis, daß dies der Zeitpunkt sei, ihn sich aussprechen zu lassen; und er beantragte die Vernehmung des Professors Raat über den allgemeinen, geistigen und sittlichen Zustand der drei Angeklagten, seiner Schüler. Das Gericht gab dem Antrag Folge. Der Staatsanwaltssubstitut, der eine für Konsul Breetpoots Schützling und den Sohn des Konsuls Lohmann un-

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