Page:H.M. Professor Unrat.djvu/167

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fühlte sich glücklich erlöst und an seinem richtigen Platz, da er unter ihren Augen kämpfen konnte, wie damals mit dem Viehjungen um die Kuhmagd.

Inzwischen hatte Unrat, ohne dem Ringkampf ein mehr als flüchtiges Interesse zuzugestehen, sich an Lohmann gewandt.

„Was ist denn nun aber mit Ihnen, Lohmann? Da sitzen Sie und rauchen — immer mal wieder — eine Zigarette; und heute morgen in der Klasse haben Sie gefehlt.“

„Ich war nicht disponiert, Herr Professor.“

„Aber zum Besuch des Blauen Engels sind Sie — traun fürwahr — stets disponiert.“

„Das ist etwas anderes, Herr Professor. Ich hatte heute morgen Migräne. Der Arzt hat mir geistige Anstrengung verboten und mir Zerstreuung verordnet.“

„So. Sei dem wie ihm wolle…“

Unrat schnappte erst ein paarmal. Dann hatte er’s.

„Da sitzen Sie und rauchen,“ wiederholte er. „Schickt sich das denn nun für den Schüler in Gegenwart des Lehrers?“

Und da Lohmann nichts tat, als ihn hinter halb gesenkten Lidern hervor mit müder Neugier ansehn, brauste Unrat auf:

„Werfen Sie die Zigarette weg!“ schrie er dumpf.

Lohmann ließ eine Weile verstreichen. Unterdessen taumelten Kiepert und Ertzum gegen den Tisch; Unrat mußte sich selbst, die Künstlerin Fröhlich und mehrere Gläser und Flaschen in Sicherheit bringen. Als dies geschehen war:

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