Page:H.M. Mnais und Ginevra.djvu/85

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lassen sie den Lehrer fühlen, wie viel sie vor ihm voraus haben, und daß sie auf ihrem Grund und Boden sind. In eine der elegantesten Straßen von Buenos Aires mündet eine sehr kotige, und ein totes Pferd mit gedunsenem Bauch liegt darin. Dem Lehrer, der sich die Nase zuhält, versetzt Carlos Schrecken dadurch, daß er sich nach einem Ziegelstein bückt. Den Gestank des Pferdes, wenn es durch einen Wurf zum Platzen gebracht sein wird, kann sich dieser Fremde gewiß nicht vorstellen!

Aber es kommen ihnen, spielt er Klavier, so weiche Gedanken. Und als ein alter General, eine gutromantische Mischung aus Eleganz, Burleske und Grausamkeit, sie zu einem Streich gegen den Lehrer aufstacheln möchte, da können sie ihn nicht tun; und sie schämen sich vor dem General und schämen sich, daß sie niemals gute Argentinier werden können. Der unter diesem Himmel fremde Keim geht mächtig in ihnen auf. Ein verwundetes Pferd, das nicht sterben kann, stürzt sie in Aufregungen des Mitleids, des Dranges, seine Qual zu enden, und der Unfähigkeit, das erlösende Beil fallen zu lassen. Wie Carlos einst von einem Pfirsichbaum mehr Früchte ißt, als der Lehrer erlaubt hat, entsteht eine Tragödie des schlechten Gewissens.

Die Starknervigkeit und die Unbefangenheit ist gebrochen. Carlos und Nicolàs sind reif, übers Meer nach ihrer anderen Heimat zu fahren. Sie werden immer behutsamer empfinden; moderne Ideen werden sie gefangen nehmen. So sehr sie anfangs sich in Freiheit zurückgesehnt haben, bald würden sie die kleinen, wilden Pferde dort drüben nicht mehr besteigen, mit den Menschen wohl noch sprachlich, aber

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