Page:H.M. Mnais und Ginevra.djvu/84

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worin ein Tartarin sich auf die Jagd macht. Immer in Bewegung, träumen sie selten, sehnen sich selten. Ihre Phantasie greift gerade so rasch zu wie ihre Hände. Sie sehen auf dem Fluß ein Dampfschiff vorbeifahren, und der Ältere nimmt es sich, um es für ein Fangseil dem jüngeren zu schenken. Einmal im Zuge, schenkt er Land und Herden dazu, soviel der Bruder mag. Alles, fällt ihm ein, hat er erobert. Stolz auf seine Taten, besteigt er sein Pferd und reitet, hoch aufgerichtet, die eingetauschten Riemen über seinem Haupte schwingend, davon.

Nur daß ihm, mit der Besinnung, ein Gefühl kommt, das seine kleinen Landsleute kaum berührt hätte: Reue. Eine der frühesten Regungen ist’s des anderen, das die Knaben in sich tragen, des unter diesem Himmel fremden Keimes. Und eines Tages stellt, nach unheimlicher Erwartung, der sich ein, der diesen Keim in ihnen pflegen soll: der deutsche Hauslehrer. Seine Mittel sind Musik und Milde, Pedanterie und Wohlanständigkeit. Er verlangsamt ihr Tempo: nicht nur, wenn er zu Fuß zwischen ihren Ponys geht, auch indem er ihre Phantasie am Zügel hält. Ihr unbefangenes Verhältnis zur Welt umgarnt er mit Bedenken. Erfinden, Lügen, das ganz natürlich war, ist auf einmal zum schlimmsten Laster geworden und betrübt den Lehrer tödlich. Er hat Furcht, und sie müssen sich hüten; er hat einen schlechten Magen, und sie müssen Diät halten. Er ist der Schwächere; und eigentlich aus Generosität willigen sie ein, „gute Deutsche“ zu werden. Selbstüberwindung ist nötig; denn die Fremden werden herzlich verachtet, und man macht sich lächerlich, wenn man mit Botanisiertrommel, Apotheke und Feldflaschen auf Märsche auszieht. Manchmal

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