Page:H.M. Minerva.djvu/69

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„Ich auch,“ entgegnete sie.

Wie sie wieder zusammentrafen, erklärte er:

„Ich liebe nämlich nur dort, wo ich wenig sehe, und wo es für mich keine Kunst giebt. Meine Kunst will ich stark, streng, unpersönlich und von weichen Gefühlen unabhängig. Die Liebe … Soll ich Ihnen erzählen, wo ich am meisten geliebt habe?“

„Thun Sie es.“

„Ich sollte irgendwo in Rußland Jagdbilder malen und ging jeden Morgen auf dem Wege zu dem Pavillon, der mir als Atelier diente, an einem eingefriedeten Stück Park vorbei. Nadelholz und Sträucher waren in die graue Mauer eng eingefaßt, wie ein dicker Strauß. Ein dunkler Laubgang führte zu einem Brunnen, wo täglich eine weiße Gestalt sich regte. Ich sah nur einen Streif von einem weißen Gesicht und das Gleiten von zarten Gliedern. Und ich stand jedesmal lange, mit den Fingern um die Gitterstäbe, und spähte die sich verengende Perspektive hinab, nach der Seele im Park, wie ich jenes Wesen nannte. Es umkreiste den Brunnen, und ich fühlte das fo, als umkreiste es vergeblich meine eigene Seele. So hab’ ich nicht wieder geliebt.“

„Das haben Sie also nicht gemalt?“

„Es war eben nur Gefühl. Es war kein Bild — wie Sie, Herzogin.“

Sie machten sich die große Verbeugung, und der Tanz war aus. Die Herzogin ließ die andern allein.

„Was meinen Sie, mein Kleiner,“ fragte Lady

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