Page:H.M. Minerva.djvu/67

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sah ihr dabei gerade in die Augen. Sie lächelte gleichmütig. Seine Gebärden wurden immer hastiger.

„Wer liebt denn eine Lady Olympia?“ sagte er, „Lady Olympia ist ein üppiges Bild, ich habe vergessen, sie im Saal der Venus anzubringen als Liebesjagerin, rot, breit, blond, den Kopf zurückgeworfen, so daß der Hals sich bläht, und lachend mit feuchten Lippen. Man wälzt sich mit ihr ins Gebüsch und läßt sich nehmen. Dann geht man, und behält im Auge noch eine Zeitlang den Glanz von ihrem roten Fleisch. Sonst nichts. Sie ist ein Bild, und auf Bilder verstehe ich mich zu gut. Die liebe ich nicht.“

„Nun, glücklicherweise bin auch ich ein Bild. Bald stellen sie mich an eine Saaldecke als Diana oder als Minerva, bald in den Salon zu Paris als Duchesse Pensée. Welch seltsamer Name, wie kamen Sie dazu?“

„Jenes Bildnis sind nicht Sie, Herzogin, es ist Ihr Gedanke, — der Gedanke jener Minute, als Sie in meinem Atelier zu Rom vor die Pallas des Botticelli hintraten. Ich sagte Ihnen schon, ich würde Ihre Seele aus jener Minute zurückholen, sobald ich Sie aus den Augen verloren hätte.“

„Warum lassen Sie mich das Bild niemals sehen. Ich möchte es besitzen.“

„Es ist verkauft … an eine deutsche Dame.“

„Wer ist sie?“

„Die Tochter eines rheinischen Industriellen … Ich habe sie geheiratet.“

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