Page:H.M. Minerva.djvu/61

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denn man sieht wie ich lausche. Kann ich anders? Er vergewaltigt meine Aufmerksamkeit, dieser Ausgestoßene des dritten Saales. Ist’s nicht, als begleiteten mich, indes er neben mir hinkt, von dorther alle die beängstigenden Stimmen, das irre Schwatzen, das Stammeln und verwahrloste Lachen? Sie gelangen zu mir durch das Schallrohr seiner ausgehöhlten Brust, »erzerrt, getrübt und wie Krankenluft beklemmend. Der schwache Herzschlag dieses dürftigen Menschen leitet bis an mein Gehör den siedenden Puls all jenes entfesselten Blutes.“

„Wer sind Sie?“ fragte sie schließlich nochmals, fast wider ihren Willen.

„Herzogin sollten es vergessen haben? Gottfried von Siebelind, von den Ziethen-Husaren. Leider nicht mehr aktiv. Accident mit Pferden, Karriere vor der Zeit unterbrochen.“

Plötzlich plauderte irgend ein Herr ihrer zusammengewürfelten Gesellschaft ihr etwas vor.

„Ich weiß,“ fagte sie lachend. „Sie haben mir bei der Einrichtung dieses Hauses die dankenswertesten Gefälligkeiten erwiesen. Sie lieben es, im Gespräch Ihrem Partner eine recht unglückliche Meinung beizubringen von Ihrer Person. Sie wollen eben um jeden Preis anders sein als die andern. Darum habe ich Grund zu fragen, wer sind Sie? Also, seit dem Accident mit Pferden…“

„Seitdem verwalte ich unsern Familienbesitz.“

„Wo liegt er?“

„In Westfalen. Dort lebe ich unter lauter knorrigen

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