Page:H.M. Minerva.djvu/53

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Triumph durch das Gewühl der vom Rausch gefällten Leiber. Auf Widderfellen sich rekelnd, woran noch die Köpfe hingen, und zugedeckt mit den Haaren wilder Tiere, von Traubensaft überquellend und zur Liebe gereizt, lüstern sich betastend und ganz ineinander verfleischt, spendeten sie mit nassen Mündern ihrem Besieger ein letztes Evoe. Bacchantinnen tollten, unzüchtig feixten Satyre. Jünglinge mit Tigerfellen über der Schulter bliesen lockend die Doppelflöte, und Mädchen boten ihnen den Pinienapfel. Ein Mann zerbiß sich mit einem Centauren um ein Weib, das auf ihm ritt. Ein brauner Faun spielte Kindern zum Tanz. Sie sprangen begehrlich den Klängen nach, Mohnkränze glühten in ihren schwarzen Locken, am Boden brannten zerplatzte Granatäpfel. Tauben verbluteten neben Rosen. Es wurden Hermen entschleiert vor erwartungsvollen Jungfrauen. Die rote Luft wogte von brünstigen Geheimnissen, — aber unter denen, die von ihr kosteten, that keiner eine Frage. Sie jagten nicht nach Träumen gleich den Anbetern von Freiheit und Größe im Saale der Diana, sie feierten nicht die Schönheit wie im Saale der Minerva die Geweihten der Kunst. Sie waren im Banne ihrer Zinne und genossen das Fleisch. Atemlos, in zehrender Sucht, ohne aufzublicken, und nichts wissend außer dem Pulsschlag ihres Blutes, frohndeten sie der Göttin, an die sie für immer verkauft und verloren waren, der abwesenden Göttin, deren Bild sich nirgends zeigte, weder an der Decke, noch auf den Wänden, noch in der Mitte des Estrichs. Aber die Herzogin sah sie

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