Page:H.M. Minerva.djvu/38

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Ihren Freund?“ fragte Lady Olympia. „Süße Herzogin, ich bewundere Sie.“

Die Herzogin sah überrascht auf.

„Warum denn? Da es seine Werke sind, die leben wollen, — wie sollte er sich bei den Leiden der anderen aufhalten. Übrigens haben ihn seine galanten Abenteuer nichts von seiner seelischen Unschuld gekostet.“

„Meine große Seelenkennerin!“

„O nein! Ich frage niemals, wie es in fremden Seelen aussieht; ich fürchte zu sehr die unsauberen Antworten. Viel lieber begnüge ich mich mit Verkleidung, Oberfläche, Spiel, und lasse allen Seelen ihre Schönheit gelten, die eine geschickte Hülle angelegt haben. Die Schönheit aber, der wir ohne Enttäuschung bis auf den Grund der Seele gehen können, sie gehört nur den Kunstwerken und den seltenen Menschen, die vollkommen sind wie sie.“

„Und Jakobus?“

„Wenn er nicht selbst eine tief unschuldige Seele hätte, wie hatte er das dort malen können!“

Und sie sah im Saal umher, mit Blicken voll unangreifbaren Vertrauens. Lady Olympia erkundigte sich:

„Und woher wissen Sie seine alten Geschichten?“

„Er hat sie mir erzählt.“

„Er hat … Und das macht Sie nicht nachdenklich?“

Die Herzogin lächelte.

„Auch dabei ist er rot geworden.“

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