Page:H.M. Minerva.djvu/344

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Ehemals wartete ich auf einen Journalisten, der einen Artikel zu schreiben hatte, jetzt auf einen Maler, der mir ein Bild verspricht.“

Er schrieb:

„Verlaß dich darauf, ich finde sie. Sie entrinnt mir nicht. Eher sterbe ich über dem Werk! Auch noch wenn ich schlafe, arbeitet mein Geist, wie ein armer Bauer, der sogar im Dunkeln sich auf seinem Acker müht.“

Sie ließ, zurückgezogen in das fernste Dickicht des Parks, den Sommer verstreichen. Sie begrüßte den Herbst; er kam schon im September, und sie fühlte, in eine niedrige Ahornkroue geschmiegt, das tief goldene und noch unversehrte Laub in stiller Luft um sich her zusammenschlagen, wie einen Mantel von Lust, von schwerer, alles vergessender.

„Nach ihm,“ so verhieß sie sich, werde ich viele Männer genießen, von denen ich nicht verlangen werde, daß sie aus mir eine Göttin machen. Sie sollen keine Sehnsucht haben, und ich auch nicht. Wir werden glücklich sein.“

Dann meldete Jakobus:

„Ich bin fertig, komme!“

Er öffnete ihr das Atelier, sehr unterwürfig, mit sorgenvoller Stirn. Und sofort begegnete sie, mitten im Zimmer, den geröteten, blinzelnden Augen des Herrn von Siebelind. Sein Bildnis stand dort, an der Stelle der Nenus.

„Ist es das?“ fragte sie.

„Ja,“ sagte er, leise, mit geschlossenen Zähnen.

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