Page:H.M. Minerva.djvu/339

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Schwäche war. Was wäre das für ein großes Werk, das uns nicht für Augenblicke recht klein machte, uns ängstigte mit den Verstiegenheiten seiner wilden Höhe, daß wir uns hinuntersehnen zu den einwandfreien Nachahmungen der Wirklichkeit. Du bist das verzweifelte Werk, du Einzige, Unerhoffte! Es heißt an dich glauben — und an mich! Ich kann sehr viel, mehr als alle! … Und ich kann dich anbeten!“

Er lag vor ihr, mit den Lippen auf ihren Knieen.

∗             ∗

Aber aus dem Schlafzimmer verschwand sein Malzeug. Sie sprachen nie mehr von der Venus. Sie plante nur noch, drohend, stumm und unerbittlich, eine massige Menschenfresserin, über ihren Umarmungen und machte sie düsterer und erbitterter.

Eines Tages blieb er fort und ließ sie wissen, er arbeite. Eine Woche später hieß es, sie solle zu ihm kommen: „Ich zeige sie dir!“ … Als sie eintrat, lag er, zerbrochen und grau, auf der Ottomane.

„Gestern stand sie dort, vollendet,“ sagte er, und deutete auf die Staffelei, die leer war.

Es ward ihr sehr schwül. Aus ihrer Angst hervor reichte sie ihm die Hände, wie aus einem Sumpf, der unter ihr wich.

„Du sollst dich nicht mehr quälen! Sie wird eines Tages von selbst da sein.“

„Woher weißt du’s?“

„Unsere Liebe kann nicht umsonst sein. Wir sind

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