Page:H.M. Minerva.djvu/335

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zittert vor Duft. Dort muß ein Leben sein, nackt und unerschöpflich.“

„Gehen wir hin. Suchen wir’s,“ meinte er, ohne viel Selbstvertrauen.

„O, ich würde mich nicht mit dir begnügen. Du mnßt dich darauf gefaßt machen, daß ich bis zu Ende Venus bin: ich nehme gnädig an meine Brust jeden, der mir ergeben ist! Zwei Menschen die einander bewachen, erobern nie die ganze Macht des Fleisches. Zur großen Fleischlichkeit fehlen uns Bacchanale, Freund. Früher wirst du mich nicht malen … Aber ich sehe, du bist mehr ein Verliebter, als einer mit mächtigen Sinnen und ein Schöpfer.“

Er errötete und ward blaß bei ihren Worten; er fühlte sie wie Peitschenschläge. Die wütende Sucht griff ihm an die Kehle, sie endlich so ermattet zu sehen, daß ihr zum Begehren kein Atem mehr bliebe.

„Ich kann sie den Taumel von Bacchanalen nicht lehren,“ gestand er sich, knirschend und pinselnd. „Ich kann ihr auch die Venus nicht darbringen.“

Er empörte sich.

„Es ist doch Wahnsinn, etwas machen zu wollen, was mehr ist als ein weiblicher Akt.“

Du mußt mehr machen … Kannst du’s heute nicht, so vergiß alles. Vergiß Farben und Kohle, erinnere dich nur meines Fleisches!“

Aber er stolzierte einher, eitel und trotzig.

„Ich muß schon bitten. Ich Hab’ hier allmählich eine Sammlung von zwanzig Aktstudien, höchst schneidig

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