In der Nacht wachte Nino auf. Er hörte Grillen zirpen und das Geplätscher des Brunnens. Er sah ins Dunkel und sann. Plötzlich senkte sich etwas auf seine Stirn, voll und weich.
„Ja, sie ist hier gewesen, gestern abend, und hat mich geküßt. Ich schlief schon, aber ich habe es doch gefühlt. Ich fühle es noch. Nun schläft sie wohl, und ich denke an sie, ich ganz allein. Denn in diesem weiten Hause ist niemand außer uns beiden. Ich will mir genau vorstellen, daß keiner den Brunnen hören kann als Yolla und ich. Nun knarrt ein Fenster, ist es ihres? Wie seltsam! Es führen gewiß lange, fremde Gänge bis zu ihr. Ich kenne nicht die Thür, durch die sie eingetreten ist. Welche Bäume in ihr Zimmer sehen, weiß ich nicht. Und doch, wenn ich jetzt ,Yolla‘ sagte, vielleicht hörte sie’s. So nah ist sie und so ungewiß; als ob wir Geister wären. Ein Geisterschloß ist dies. Die Diener von gestern stehen jetzt gewiß wieder in den Büschen als Marmorbilder mit Bocksfüßen…“
„Am Morgen, mit noch geschlossenen Lidern, fiel es ihm zu süßem Schrecken ein, wo er sei. Er stand auf, immer noch blind, er tastete sich ans Fenster, beugte weit den Leib hinaus und öffnete auf einmal die Arme und die Lider. In der feuchten Frühe zwitscherte es, blinkte und blaute. Die Früchte spiegelten sich in den Wasserflächen, und in taunassen Gräsern die Blumen. Aus den Brunnen tranken die Vögel zusammen mit den Tritonen. Die Steinernen duckten sich unter die rinnenden Schalen. Sie hatten weiße