Page:H.M. Minerva.djvu/264

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Alle seine Gedanken stürzten unversehens übereinander. Er erblaßte heftig, und biß sich auf die Lippen, in einer leidenden Versunkenheit. Die Hände hatten schon, ohne daß er’s wußte, sein samtenes Flausch aufgerissen; sie öffneten das Hemd und drückten den Strumpf, hastig zusammengeballt, auf sein Herz. Dumpf pochte es dagegen; die Seide ward warm. Der Knabe sah hinaus auf das langsame Wasser da unten. Er empfand keine Scham, aber einer Sehnsucht fragwürdige Bilder durchwogten ihn schwer und schmerzhaft.

Plötzlich warf er den Strumpf hin, schloß seine Kleider und kehrte um.

„Sie werden das wieder merken. Sie sehen es meinen Augen an, ich weiß nicht wie und was. Ha, ein Wort von diesem Mortœil! Ich hasse ihn fast so sehr wie meinen Vater, — kann jemand schlechter sein als der war? Und ich hasse ihn sicher mehr als den Abbate Friuli und den Herrn Tigretti, meine biedern Lehrer. Diese Heuchler und kleinlichen Schinder, — kann jemand erbärmlicher sein als sie?“

Er stutzte selber vor der Heftigkeit seines Ausbruchs.

„Mortœil? Hasse ich ihn wirklich? Was liegt mir denn an dem einen Elenden? Nein, nein, alle sind sie mir zuwider, — alle die von Yolla Worte bekommen und Blicke, alle, die mit ihr zu Tisch sitzen, alle, die dieselbe Luft atmen. Ach, ich bin eifersüchtig sogar auf meinen großen Freund; ich wollte, er kehrte

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