Page:H.M. Minerva.djvu/211

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Fenster, wie er über den Platz lief, und wie seine überhasteten Schritte daran verzweifelten, das Glück einzuholen: das unerhörte, einzige Glück, das aus des Knaben kurzen, roten Lippen fort und vor ihm hersprang. „Ist es denn wahr, soll ich wirklich jetzt, gleich jetzt das — das — das erleben?!“

Endlich stand er so nahe wie möglich bei den blinden Spielleuten. Er stand, eine Hand im Rücken, ohne eine Bewegung, und genoß das Rauschen, das Schmettern, das gelle Pfeifen, den wilden, fröhlichen, unaufhaltfamen Lärm, der Siege tanzte. Seine Geliebte droben erkannte es, wie sein Geist auf Pauken schlägen davonjagte und in den Klangwellen des Hornes. Wo war nun der Atemlose? Beim Einzug in ein erobertes Reich, — er, der Triumphator. Adler stiegen ihm zu Häupten golden in die Luft. Sein Wagen ging über Tote, — nein, sie waren nicht tot: auch sie richteten sich auf und jauchzten.

„Jetzt bin ich bei ihm,“ dachte die Herzogin und spielte seinen Traum zu Ende. „Ich reiche ihm den Kranz…“

Aber da ward aus dem Gesicht des Knaben ein anderes, männliches. Auch dieses hatte kurze, willkürliche Lippen, rot vor Begierden. Sie erkannte es gar nicht und lächelte nur.

„Du willst doch ein Dichter sein,“ sagte sie zu Nino, der wieder eintrat.

„Nein, nein,“ erwiderte er, müde und als ob ihn fröre. „Was will ich eigentlich sein? … Yolla, weißt du es? Soldat? Dichter? Freiheitskämpfer?

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