Page:H.M. Minerva.djvu/201

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Eine halbe Woche später durfte sie sein Zimmer betreten. Sie blieb unter der Thür stehen.

„Man hat Sie seltsam vermummt, lieber Freund,“ murmelte sie, und lauter sagte sie:

„Aber ich sehe ja Ihre Augen, und weiß, daß Sie sehr stark und sehr glücklich sind.“

„Wirklich,“ dachte sie ganz erstaunt, „diese Augen verhängt keiner der Schleier, die heutzutage fast alle Blicke, auch die gesundesten, neblig machen und aus der unmittelbaren Gegenwart fortrücken. Seine Augen sind dem Leben völlig offen, mir scheint, ich verstehe das eben in dieser Sekunde. Das Leben hat in diese beiden offenen blauen Feuer alle seine Bilder hineingeworfen, auch die gräßlichen, auch die beschämenden, — aber es ist keine Schlacke darin entstanden.“

„Sie sind erstaunlich jung!“

„Und habe auch eine rechte Eselei begangen. Mich mit jemand zu schlagen, der Froschblut hat, und mich gar nicht herankommen läßt! Ach, Herzogin, ich gestehe es Ihnen, ich bin auf den ersten Sturm angewiesen, nicht auf die Kunst. Ich bin ein Draufgänger, Sie kennen mich ja. Ich habe immer nur um mich gehauen; irgendwo habe ich noch jedesmal getroffen; aber auch ich bin fast immer getroffen. Und dennoch habe ich berühmte Coups hinter mir. Einmal —“

„Regen Sie sich nicht auf!“

„Einmal hatte man das Terrain verloost. Ich bekam den tiefern Platz. Mein Gegner versucht den

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