Page:H.M. Minerva.djvu/155

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ineinander geschmiegten Händchen. „Poliert und mit Glanzlichtern! Ja ja…“

Er nahm einen Stuhl der Herzogin gegenüber, stützte sein Kinn ganz vorsichtig auf die Schulter des kleinen Mädchens und sprach über sie hinweg der Herzogin ins Gesicht.

„Sonst geht ja nun alles im Geleise, mit glatten Kompromissen und Geldverdienen. Aber jedes Jahr einmal hält mir dieses Gesichtet hier eine stumme Predigt. Es erinnert mich an die Zeit, da ich den unterbrochenen Traum des einen alten Meisters zu Ende träumte. Jetzt äffe ich den andern ihre Marrotten nach und darf nichts wissen von ihrer Seele … O, wenn ich so das Zittern dieser kühlen seidenen Härchen an meiner Stirn spüre —“

Und er umfaßte von hinten beide Arme der Kleinen.

„— dann erfüllt mich plötzlich ein aufrührerischer Haß gegen die geschlechtslosen Versucherinnen, die sich von mir zu wirklichen Weibern umlügen lassen, — gegen die kupferblonden Snobdamen, denen ich verzehrende Seitenblicke einübe, — gegen die schwüläugigen Neugierigen, die mein Pinsel mit Brandmalen großartigen Lasters aufputzt…“

Seine Hände preßten die Arme der Kleinen mittlerweile zu stark. Sie krümmte sich ein wenig, gab aber keinen Laut von sich. Plötzlich ließ er sie los und sprang auf.

„Die ganze gemalte Halbwelt kranker und künstlicher Weiber sammelt sich von allen Ecken Europas

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