Page:H.M. Minerva.djvu/152

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seit ich zu nahe bei Ihnen, Herzogin, lebe, — zu schwach von all dem langen, schweigsamen Abwarten. Früher wäre ich mit so einer armen Clelia anders umgesprungen. Jetzt ertrage ich ihre einfältige Tyrannei. Es ist doch immerhin eine Fürsorge, die mir jemand erweist … Sie regelt meine Arbeitszeit und meine Verkäufe — alles. Sie ist unbändig stolz auf meine Berühmtheit. Nebenbei gesagt, besitze ich höchstens eine zweifelhafte.“

„Frau Degrandis hielt Sie noch soeben ihrem Sohne vor als einen großen Maler.“

„Die sanfte Schwärmerin! Ich bin kein großer Maler. Ich bin ein großer Damenmaler. Das ist etwas anderes … Ich bin nicht unter den drei oder vier über Europa hin verstreuten Einzigen! Ich gehöre nicht einmal zu der größeren Zahl derer, die der Schwung des Wettbewerbes zuweilen dem Gipfel nähert. Ich bin, weil ich von Ihnen, Herzogin, nicht loskommen konnte, in einer Provinzialstadt zu einem hochbezahlten Spezialisten geworden.“

Er blieb stehen, aufgericktet in seiner altertümlichen und breiten Tracht und beschrieb mit der gespreizten Rechten eine zornige und kühne Gebärde, im Kreise hin über die Wände.

„Blicken Sie dort entlang. Zwischen den alten Meisterwerken hängen meine eigenen Bilder, nnd wenn Sie gutwillig sind, finden Sie sie kaum heraus. Und mich selbst, wie ich hier stehe, können Sie nach Belieben mit dem Denkmal des Moretto in Brescia verwechseln, oder mit dem des großen Paolo in seiner

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