Page:H.M. Minerva.djvu/121

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gebildeten Tieres! Ich frage mich wie damals: Woher droht solch Geschick, und wem droht es nicht?“

Und wie damals schauderte ihr.

Sie wandte sich zum Gehen. Draußen begegnete ihr nochmals Dolan, ein bißchen glückliches Rot auf den Backenknochen.

„Auch das noch wird mein!“ rief er. „Auch der Dolch!“

„Der Dolch —“

„— mit dem sie die That ausführte … Sie verstehen, Herzogin, bis jetzt hält noch das Gericht die Hand darauf. Aber ich habe ihn mir gesichert. Er ist von Riccio selbst. Am Heft befindet sich ein wundervolles Scheusal aus Elfenbein, eine Venus-Astarte mit zwölf Brüsten!…“

Es dauerte lange, bis ihre Gondel vorfahren konnte. Dann blieb sie sitzen inmitten all der andern, die den Kanal versperrten, und wartete. Es waren Frauen und Männer da aus allen Ländern; in allen Sprachen flüsterte es: „Sie stirbt.“ Auf den Brücken und in den Gäßchen, schwarz und feucht vom Scirocco, drängte sich das Volk. Die Weiber hingen über den Geländern, und ihre schwarzen Tücher flatterten über dem schwarzen Wasser. Sie raunten: „Properzia stirbt.“

Aus dem Hause kam der Priester, — seine Hände zitterten unter dem Tuche, — nnd entfernte sich rasch über das schmale Ufer. Der Knabe hinter ihm schwenkte den Räucherkessel. Es vergingen noch ein paar Minuten. Und plötzlich begann in der Nähe, auf

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