Page:H.M. Minerva.djvu/109

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Er hat recht, er war nicht viel mehr als mein Impresario. Wenigstens wußte es niemand, wie viel mehr er nur war. Für mich stand er auf jedem Piedestal. Wenn er ging, verödeten alle. Wie oft habe ich ihm das Fortgehen verbieten und ihn einschließen wollen, gleich jenem Dolan, der seine Sklavin einschloß. Einmal that ich’s: in der Nahe von Sankt Petersburg, in dem ländlichen Hause am Waldessaum, wo ich für den Großfürsten arbeitete. Maurice stand allein vor seiner eigenen Büste. Ich hatte sie vollendet und mit Rosen bekränzt. Ich betrachtete ihn: mir schien es, daß alle Zärtlichkeit, die vor zehn Jahren, auf einem weiten Felde, in mir niedergestampft war, sich plötzlich aufrichtete, warm und genesen, aber voll Angst. Ich ging auf den Fußspitzen hinaus und schloß ab. Ich schlich durch alle Zimmer und immer wieder zu der verschlossenen Thür, hinter der er vor seiner Büste stand. Und ich horchte und wartete, und schwelgte in meinem heimlichen Besitz, und zitterte. Aber am Ende zitterte ich nur noch. Der Schlüssel ward glühend in meiner Tasche. Ich schob ihn ins Schloß und öffnete. Maurice drehte der Büste den Rücken zu; er saß und rauchte. Ich stammelte Entschuldigungen, die Dienerin habe abgeschlossen. Er lächelte, und ich verging vor Furcht, er könne die Wahrheit ahnen.

„Heute glaube ich, er ahnte gar nichts. Er ist voll von Feinheiten und verfällt nimmermehr auf etwas so Grobes wie das, was mir einst geschah, auf dem Felde, in Wind und Sonne … Und vielleicht, vielleicht habe ich gar nichts anderes gewollt, in all

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