Page:H.M. Minerva.djvu/108

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Marchese Pini? Eine Courtisane! … Die unerwartete Zukunft, die wir in uns herumtragen! Sie, Properzia, waren bestimmt, einen kleinen, lächelnden Pariser zu lieben. Sie wissen doch, daß er ein Geck ist, der nicht darüber wegkommen kann, daß seine zerbrechlichen Reize die große Properzia in Aufruhr versetzt haben.“

„Ich weiß es. Was hilft es mir?“

„Er schämt sich Ihrer, und fühlt sich doch geschmeichelt. Verstehen Sie so viel Kleinheit.“

„Ich verstehe. Was hilft es mir?“

„Er weiß nicht mehr ein noch aus. Darum heiratet er. Sie müssen ihn entschuldigen, es ist seine letzte Zuflucht vor Ihnen.“

„Ich weiß alles. Ich bin zu ihm geeilt und nicht empfangen worden. Ich habe ihm eine Karte geschickt mit der Frage, ob er wolle, ich solle mich töten. Er hat mir geschrieben, er bedauere das Mißverständnis. Er rate mir zu heiraten, oder sehr viel zu arbeiten.“

„Der Philosoph! Und bedauern Sie nicht wirklich das Mißverständnis, das dieses kluge Schattendasein mitten unter Ihre gewölbten, herausfordernden Marmorgötter verschlagen hat?“

„Ich … darf nicht. Es giebt weder Wahl noch Irrtum. Zehn Jahre lang habe ich nur diese marmornen Götter gekannt und keinen Mann. Kaum aber war Maurice auf meine Schwelle getreten, fo füllte sich mein Atelier nur noch mit seinen Hermen. Ich behielt ihn einfach, ich schleppte ihn durch Europa.

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