Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/87

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heit zu verbergen, die ihm weniger Claudius Viertens' Schöpfungen einflößten als die Damen, die sie mit so vorurteilsloser Kennerschaft betrachteten.

„Und was anderes macht der Künstler nicht?“ fragte er.

Klempner lächelte schmerzlich.

„Verurteilen Sie Claudius nicht, er ist auch einer, den die Welt erzogen hat!“ versetzte er, sich an die Brust schlagend.

„Ich kann Ihnen sagen, daß Claudius in seinen jungen Jahren Marmorblöcke unter den Händen gehabt hat, mit denen sich Michelangelo begnügt hätte, als er nach ausreichendem Material für das Grabmal seines Herrn suchte. Was fängt aber die moderne Gesellschaft mit solchen Schwärmern an? Als Claudius noch der großen Kunst fröhnte, lebte er in einer Steinmetzbaracke von trocknem Brot. Seit er aber entdeckt hat, was die Zahlenden Kunstfreunde verlangen, hat er wöchentlich zehn Einladungen, man reicht ihn sich herum, beim Essen empfängt er Bestellungen und verdient während er verdaut.“

Klempner war in Emphase geraten.

„Wir Künstler sollten allen voran die Revolution einläuten!“ rief er so laut, daß zwei glatzköpfige Bankiers, die nebenan auf dem Divan gähnten, aufblickten und die jungen Leute erheitert anblinzten.

Andreas waren diese Ansichten nicht fremd, aber Klempner, der es gewiß nicht böse meinte, schrie zu laut für die feierliche Stille des Kunstkabinetts. Er kehrte mit seinem Begleiter in den Saal zurück, der sich lang-

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