Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/63

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heute abend nicht, ein Lächeln von der Hausfrau zu erhalten, so war es aus mit seinem Eintritt in diese Welt. Und jetzt, da er einen Blick hier herein gethan hatte, fanden seine Begierden erst ihren Gegenstand. Er sandte seine schüchternen Eroberungsblicke im Kreise der geschmückten Frauen umher. Manche waren üppig, schwer und weich wie Odalisken. Andere, Hagere, hoben langgestielte Lorgnons vor die umränderten, pervers blickenden Augen. Wer von einer von ihnen in Gnaden aufgenommen wurde, so als Schoßhündchen wie Diederich Klempner bei Lizzi Laffé, der war sein Lebtag versorgt. Das Geld rollte hier unter den Möbeln umher. Gewiß that keiner etwas anderes als sich die Taschen zu füllen. Welch ein Wohlleben in diesem Schlaraffenland!

Eine häßliche Falte seines Fracks, die ihm noch nie so aufgefallen war, wie in dieser Beleuchtung, entriß den armen jungen Mann seinen Träumen. Er verglich seine dürftige Kleidung mit den tadellosen Anzügen, die an ihm vorüberwandelten, und bei jedem Vergleiche stieg seine Wut. Endlich befand er sich in der erforderlichen Stimmung, um mit sich selbst va banque zu spielen. Wenn er in einer halben Stunde noch keinen Schritt auf seiner Laufbahn vorwärts gethan haben würde, so schwur er sich zu, wegzugehen und nie wiederzukommen.

Er wollte sich erheben, als zwei junge Leute dicht vor ihm stehen blieben. Sie sahen hinüber nach der Palmengruppe, vor der in einer Pompadour-Bergere eine große starke Dame saß. Sie war nicht gerade

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