Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/60

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schaden, ebenfalls irgend eine Marotte zu haben,“ sagte sich Andreas.

Indes hob sich ganz hinten ein nachlässig gekleideter Herr auf die Zehenspitzen. An dem stupiden Bullenbeißergesicht und dem nicht ganz reinlichen Klappkragen erkannte Andreas den Abgeordneten Tulpe.

„Unsinn!“ rief murrend dieser Politiker. „Wenn das Bürgertum die Prinzipien von achtundvierzig aufgiebt, so giebt es sich selbst auf!“

Liebling schickte sich zu einer Erwiderung an, aber ein jeder bemühte sich, seine Meinung zur Geltung zu bringen, die Damen am lautesten. Nur Wennichen stand lächelnd und kopfschüttelnd dabei. Liebling hätte seine ausschweifenden Überzeugungen auf chinesisch äußern können und er wäre für Wennichen nicht unverständlicher geblieben.

„Aber ich bitte Sie, meine Herrschaften,“ fagte plötzlich mit schriller Stimme ein herzutretender Herr.

„Ratibohr ist da,“ raunte man sich zu. „Er setzt heute abend den Fuß hier herein? Doch mal einer, der nicht an Schüchternheit leidet!“

Unwillkürlich machten die Nächststehenden ihm Platz, man schien Ratibohr zu fürchten. Er war hager, mit nervöfer Kraft in den Bewegungen und von galliger Gesichtsfarbe. Seine Habichtsnase und sein scharfer Blick forderten jeden heraus, der irgend etwas gegen ihn einzuwenden haben sollte. Seine Eleganz erinnerte an Börse und Fechtsaal. Ratibohr hatte gleichviel vom Duellanten und vom Jobber und machte einen umso gefährlicheren Eindruck. Auch ließ er achtung-

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