Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/428

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würde ausreichen, um zehn andere für immer zu beschäftigen. An die Raffinements der Seele würden sie überhaupt nicht mehr denken; ich aber kann nicht darauf verzichten. Man glaubt mich zu kennen, nicht wahr? Nun wohl, niemand weiß, wer ich bin. Ich besitze, fast möchte ich sagen leider, ein zu empfindliches Organ für den kaum erst wahrnehmbaren Hauch des Zeitgeistes. Ah! wie wenige sind wir im Grunde, in ganz Europa verstreut, die es besitzen. Wir bilden sozusagen einen Geheimbund, mit der Absicht, zu fühlen, was keiner fühlt, die erst zu erfindenden Verfeinerungen, den noch ungeborenen Kitzel einer hohen geistigen Korruption. Fühlen, das ist alles! Was bedeutet es, Gedichte zu verbrechen oder einen Roman zu schreiben?“

Er schrieb keinen. Dagegen scheuchte die Gewöhnlichkeit der kleinen Matzke, die Verbrauchtheit aller Genüsse und die stumpfe Wiederkehr stets glücklicher Tage den Feinfühligen immer häufiger in einen Winkel seines Billardzimmers, und tief in das Polster des Ledersofas vor der geöffneten Spiegelthür des weiß lackierten Liqueurschrankes. Wenn er die öligen Schnäpse der Holländer die Zunge entlang gleiten ließ, so tauchten über ihm, dicht vor seinem Gesicht, aus Schleiern, die ihn wie Sommerluft liebkosten, goldige Glieder hervor, schmelzend weich zu berühren und dennoch ungreifbar. Er trank zwei Gläschen grüner Chartreuse, und ein brennender aufstörender Reiz zwanz ihn, die Arme emporgestreckt und das Antlitz verklärt, zur Traumjagd nach den Freuden des Übersinnlichen, nach Weibern, die an unsere Brust geschmiegt nur ein Gedanke sind,

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