Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/409

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wohl voll sehnsüchtigen Bedauerns zu. Mit kleinen Schritten, von dem roten, springenden Geschöpf immer fort umkreist, erreichte er die Thür. Dort wandte er sich noch einmal um und sagte, schwermütig und entsagungsvoll:

„Die leben, die genießen!“

Die Zurückbleibenden sahen einander an, als bereiteten sie sich auf eine Veränderung des Tones vor. Aus dem Nebenzimmer, von der Terassenthür her, kam ein matter grauer Schein, der das Kerzenlicht gelb und die Mienen der Gäste fahl machte. Das Bewußtsein, im Ballsaal und bei Tische die ganze Nacht hingebracht zu haben, entzündete in ihnen augenblicklich eine wilde Freude. Diederich Klempner gröhlte:

„Sind wir nicht zur Herrlichkeit geboren?“

Und alle waren fest davon überzeugt. Durch die trübe Langeweile bis dahin niedergehalten, brach ihre ganze, allmählich aufgestaute Trunkenheit jetzt auf einmal aus. Wer etwas versäumt zu haben glaubte, der holte es in Eile nach, und Duschnitzki goß, ohne besondere Veranlassung, ein Weinglas voll Cognac hinunter. Die kleine Matzke, die es nicht nötig hatte, ergriff eine Karaffe mit der Aufschrift „Malaga“ auf silbernen Schilde und setzte sie an den Mund. Kaflisch zermarterte die Saiten seiner Mandoline und krähte dazu wie ein Hahn. Süß versuchte auf seinem Stuhle Kopf zu stehen, aber die Vierländerin schrie:

„Mit die Klamottenbeene rumangeln is nich!“

Und sie stieß ihn hinab, so sehr er auch zappelte. Er nahm, mit der Hartnäckigkeit des Berauschten, einen

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