Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/408

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.


Aber in Lizzis Gesicht traten die großen roten Flecken unter dem Puder hervor. Sie atmete schwer.

„Thun Sie mir bloß nicht leid!“ versetzte sie mit Nachdruck, indem sie sich erhob, um am Arme des stummen und dienstfertigen Rcszscinski, rauschend und voll Pomp, das Zimmer zu verlassen.

„Trösten Sie sich, mein Liebling,“ sagte Kassisch. „Es ist nicht Ihre Schuld. Die gute Seele hatte sich ja viel zu eng geschnürt, ihre Situation war unhaltbar geworden. Nu hat sie ihren Abgang, was will sie mehr?“

Mehrere Gäste benutzten die Gelegenheit, sich zu verabschieden. Türkheimer behauptete, es sei jetzt höchste Zeit, zu Bette zu gehen, und stand ächzend auf. Sogleich entquoll der kleinen Matzke eine neue Lebensfülle.

„Geldsack geht zu Bett!“ rief sie. „Nu wird’s gemischt bei Matzkes! Hurra!“

Frau Kalinke, die hüstelte und sich zierte, mußte ihr das mit Schuppen bedeckte Futteral von den Beinen ziehen, und kaum im Besitze ihrer Freiheit, begann sie in großen Sätzen und mit gellendem Geschrei ihren abziehenden Gönner zu umkreisels. Ihr rotseidener Unterrock flog wie vom Sturmwind gepeitscht bis über die Hüften hinauf. Sie warf die nackten Arme nach Türkheimer, ohne daß es ihm gelang, sie zu berühren. Plötzlich schnitt sie ihm, mit der brennenden, zottelnden Frisur dicht an seinem Gesicht, eine erschreckliche Grimasse, und bevor er sich erholte, hatte sie ihm schäkernd drei, vier kräftige Schläge auf den Bauch versetzt. Er nickte ihr, mit schiefem Kopf ein Lebe-

398