Page:H.M. Im Schlaraffenland.djvu/385

From Wikisource
Jump to navigation Jump to search
This page has been proofread.

gesehene Stunde, in der, den höchsten Zielen zuliebe, der Künstler die verbrauchte Geliebte von sich wies. Ah! Das weinende Weib, das sich an ihn klammerte, würde ihn nicht zurückhalten. Er nahm sein weiches Bärtchen noch einmal in das heiße Eisen und brach auf.

Das Vorzimmer stand leer, aber zwischen den roten Damasttapeten des Salons schien sich eine unerhörte Menge kostbar gekleideter Gäste zu bewegen. Die einander gegenüberliegenden Spiegel täuschten dem Auge eine Flucht von Sälen vor, in denen gleißende Seide, durchsichtige Gaze und blasse Spitzen auf strotzendem Sammet unabsehbar dahinfluteten. Die schimmernden Nacken der Frauen über den schweren Farben ihrer Gewänder, der Glanz ihrer Augen und alle ihre Juwelen mit blauen, gelben, roten, grünen und violetten Gluten tauchten unter in einer blitzenden Ferne wie in einem Riesenstrauß elektrisch sprühender Blütenkelche.

Er suchte, von der Schwelle aus, nach der Hausfrau. In einem Kreise drehender Paare, an der Seite eines dicken Herrn, dem sie eben die Zunge ausstreckte, verharrte sie in ungewohnter Reglosigkeit. Andreas durchschaute bald den Grund davon. Um ihre halbnackte Büste schlang sich nur ein Silbergürtel; vom Magen abwärts aber stak die kleine Matzke in einem mit glänzenden Schuppen bedeckten Futteral, dessen Verlängerung in steifen Windungen hinter ihr am Boden schleifte. Unten sahen aus einer sehr engen Öffnung die Füße hervor, und wie sie von ihnen Gebrauch zu machen gedachte, schien ein Rätsel. Sobald sie jedoch die Anwesenheit des Märchenprinzen bemerkte, begann

375